Schilddrüsenprobleme erkennen und richtig behandeln - Die Sonderseite mit Dr. Son im Interview
Millionen von Menschen sind weltweit von einer Schilddrüsenerkrankung betroffen – in vielen Fällen auch unbemerkt. Was viele nicht wissen: Trotz ihrer kleinen Größe hat die Schilddrüse doch weitreichende Auswirkungen auf den ganzen Körper. Denn sie produziert die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone. Diese sind unter anderem beteiligt an Stimmung und Gewicht. Verschiedene Krankheitsbilder können dies negativ beeinflussen, zum Beispiel eine Vergrößerung der Schilddrüse – auch Kropf oder Struma genannt –, eine Über- oder Unterfunktion oder gutartige beziehungsweise bösartige Schilddrüsenknoten. Dr. Min-Seop Son ist der Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositas-Chirurgie der WolfartKlinik und kennt die besten Behandlungsstrategien.
Welche Vorgänge im Körper steuert die Schilddrüse?
Dr. Son: Die Schilddrüse ist zuständig für unseren Hormonhaushalt. Sie sorgt bereits im Babyalter für normales Wachstum, stabile Knochen und eine gesunde Gehirnentwicklung. Und auch im Erwachsenenalter wirken die Botenstoffe der Schilddrüse auf fast alle wichtigen Organe und Funktionen des Körpers. So sorgen sie zum Beispiel beim Thema Energieumsatz für eine schnelle oder langsame Verstoffwechslung von Nahrungsbausteinen wie etwa Kohlenhydraten, Eiweißen oder Fetten. Eine gesunde Produktion von Schilddrüsenhormonen ist aber auch Basis für zum Beispiel Muskeln, Nerven, Körpertemperatur, Wasserhaushalt und den Magen-Darm-Trakt. Die Krux hierbei: Bei Problemen mit der Schilddrüse sind zahlreiche Symptome möglich, etwa plötzliche Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust, Müdigkeit oder trockene Haut. Alle Symptome treten häufig auf und können neben Schilddrüsenerkrankungen auch viele weitere Ursachen haben.
Was passiert bei einer Überfunktion der Schilddrüse und wie behandelt man diese?
Dr. Son: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Typische Symptome sind dann Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Herzrasen, erhöhter Blutdruck, starkes Schwitzen, Gewichtsabnahme trotz Heißhunger oder vermehrter Durst. In seltenen Fällen können auch eine Entzündung oder ein Tumor der Schilddrüse eine mögliche Ursache für die Überfunktion sein. Meine Behandlungsempfehlung bei einer Überfunktion: Bestimmte Medikamente, in manchen Fällen eine Operation oder sogenannte lokale Interventionen, wie zum Beispiel eine Thermoablation. Darunter versteht man ein nicht-operatives, lokales Behandlungsverfahren, bei dem krankhaftes Schilddrüsengewebe thermisch derart geschädigt wird, dass es durch körpereigene Reparationsprozesse abgebaut werden kann. In manchen Fällen macht auch eine sogenannte Radiojodtherapie Sinn. Dabei nehmen Betroffene eine radioaktive Kapsel ein, die nach Auflösung über die Blutbahn in die Schilddrüse gelangt. So können die krankhaften Schilddrüsenanteile von innen bestrahlt werden. Zu den jeweils in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten richtet sich ein schilddrüsenchirurgischer Facharzt nach der zugrundeliegenden Ursache und berät Betroffene ausführlich.
Was müssen PatientInnen mit einer Schilddrüsenunterfunktion wissen?
Dr. Son: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone. Die Folge des Hormonmangels sind für Betroffene dann eine Verlangsamung aller Stoffwechselprozesse des Körpers und eine Verringerung der Leistungsfähigkeit. PatientInnen bemerken typische Symptome wie Müdigkeit, Frieren, Gewichtszunahme, Verstopfung und auch Niedergeschlagenheit. Mein grundsätzlicher Rat: Wer zwei oder mehr dieser Symptome über einen längeren Zeitraum bei sich feststellt, sollte dies besser ärztlich abklären lassen. Ein ebenfalls nicht seltener Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion ist auch Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen die eigene Schilddrüse richtet. Bei einer Unterfunktion ist eine meist lebenslange Einnahme von Hormontabletten angezeigt. Außerdem erfolgt eine jährliche Therapiekontrolle anhand von Blutuntersuchungen.
Was sollten Betroffene tun, wenn sie vermuten, dass etwas mit der Schilddrüse nicht stimmt?
Dr. Son: Die erste Station sollte der Hausarzt sein. Hier können eine Tast und Ultraschalluntersuchung sowie eine Blutuntersuchung zur Bestimmung des sogenannten TSHWertes einen Hinweis auf eine Erkrankung der Schilddrüse geben. Danach bewertet ein Facharzt für Endokrinologie die Ergebnisse. Liegt ein Befund vor, etwa eine Vergrößerung der Schilddrüse beziehungsweise eine Knotenbildung, dann wird eine sogenannte Szintigraphie durchgeführt. Diese gibt Hinweise darauf, ob heiße oder kalte Knoten vorliegen. Bei einem kalten Knoten besteht keine oder nur wenig Stoffwechselaktivität, bei einem heißen Knoten liegt eine hohe Stoffwechselaktivität vor. Bei jedem Befund sollten sich Betroffene dann im nächsten Schritt am besten an einen schilddrüsenchirurgischen Facharzt wenden. Dieser berät PatientInnen ganz individuell zu der besten weiteren Behandlung im spezifischen Einzelfall.
Betroffene mit Schilddrüsenerkrankungen müssen also nicht in jedem Fall operiert werden, richtig?
Dr. Son: Stimmt. Aber eine eindeutige Operationspflicht liegt im Sinne des Betroffenen in der Regel bei jedem Verdacht auf eine bösartige Erkrankung vor. Hier kann ich aber beruhigen: In weniger als einem von hundert Fällen sind Schilddrüsenknoten auch wirklich bösartig. In manchen Fällen ist eine Indikation für eine Schilddrüsen-OP darüber hinaus auch bei gutartigen Erkrankungen erforderlich oder empfehlenswert – wie beispielsweise bei Schilddrüsenüberfunktion oder -entzündung, Schilddrüsenvergrößerung (Struma), Drüsenwucherung (Adenom) oder einer Hohlraumbildung (Zyste). Meine Empfehlung für Betroffene: Sich unbedingt in die Hände eines hochqualifizierten Spezialisten begeben. Denn die operative Behandlung erfordert eine sorgsame Auswertung aller Befunde und ein hohes Maß an Wissen und Können des Operateurs.
Unser Angebot:
- Allgemein- und Viszeralchirurgie
- Hernienchirurgie
- Endokrine Chirurgie (Schilddrüse, Diabetes mellitus)
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Kontakt:
Chirurgisches Zentrum WolfartKlinik
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